Grüße aus Ihrer „Hof“-Buchhandlung

Werte Kundschaft,

es war einmal ein Kaufmann, der glaubte sich gut aufgestellt, weil er mit zwei Großhändlern zusammenarbeitete. Umso verdutzter war dieser nun, als er am Folgemorgen seiner Bestellungen statt der versprochenen sechs Pakete nur ein fast winzig zu nennendes Päckchen vorfand. Auch die elektronischen Lieferankündigungen sprachen von sechs Packstücken. Großhändler Nr. 1 hatte vor geraumer Zeit seine „Performance“ für den Kaufmann derart verbessert, dass sich dieser erst gar nicht mit einem menschlichen Wesen auseinandersetzen muss, sondern in einem „megagenialen“ Informationsportal seine Reklamation platzieren kann. Ausgesprochen praxisnah, denn wo sich die Lieferung versteckt hält, bleibt somit weiter im Dunkeln. Aber immerhin schickt das Portal nach geraumer Zeit folgende erhellende Zeilen:

Sehr geehrte Damen und Herren, bitte entschuldigen Sie das Fehlen der ***-Sendungen mit Lieferschein Nr. *****************; Den Verbleib der Ware haben unsere Kollegen vom Transportmanagement geprüft, bitte warten Sie die Folgenacht ab. Mit hoher Wahrscheinlichkeit treffen die Packstücke morgen bei Ihnen ein. Falls Sie sichergehen möchten, dass Sie alles erhalten, bestellen Sie die Ware heute bitte erneut. Sollte es dadurch zu einer Doppellieferung kommen, schicken Sie die Packstücke bitte zu unseren Lasten zurück. Vielen Dank.

Ein wenig niedergeschlagen, aber ob der durchaus ermunternden Antwort auch schon wieder positiv denkend, macht sich unser Kaufmann auf, den Verbleib der bei Großhändler Nr. 2 verschwundenen Sendung zu erfragen. Die Nachfrage per Mail wird auch sehr zeitnah auf gleichem Wege beantwortet. Man habe die leise Vermutung, dass der Fahrer von Großhändler Nr. 1 versehentlich die Packstücke von Großhändler Nr. 2 eingepackt habe.

Dies war zu verneinen, da – wie schon berichtet – Großhändler Nr. 1 überhaupt nicht geliefert hat. Heißt also, dass tatsächlich gesucht werden muss. Spedition wird benachrichtigt. Spedition versucht den Fahrer zu erreichen. Vergeblich! Rückmeldung an den Kaufmann nach einigen Stunden: Fahrer schläft wohl – weiterhin nicht zu erreichen. Fehlablieferung wohl auszuschließen, da die Kollegenschaft des Kaufmanns keine Überlieferung gemeldet hat. Am Ball zu bleiben wird versprochen. Die Kundin des Kaufmanns muss jetzt endgültig vertröstet werden (15 Artikel, die umgehend gebraucht werden). Am Abend das endgültige AUS: Man habe festgestellt, dass das Packstück zwar in der Theorie erstellt und angekündigt wurde, aber bei der Suche nach der körperlichen Ware sei man auf einen Fehlbestand am Lager gestoßen. Aus diesem Umstand heraus habe das Paket natürlich auch nicht geliefert werden können. Man bedauere das Durcheinander natürlich sehr und bitte um Verständnis. Leider sei jetzt das Gewünschte auch zeitnah nicht mehr  lieferbar.

Nach diesem Abschlussbericht entfährt dem Kaufmann ein politischer korrekter Fluch so in der Art „das Himmelslicht möge auf dem heiligen Örtchen über die Schuldigen kommen“, aber letztendlich sieht er hoffnungsvoll dem Folgetag entgegen, da Großhändler Nr. 1 die Korrektur seiner Fehlleistung in Aussicht gestellt hatte.

Falsch gedacht: Am nächsten Morgen fehlen weiterhin die am Vortag vermissten Packstücke und zur Abrundung des Chaos ist auch die neue Tagesbestellung nicht eingegangen. Immerhin schickt das Portal eine Verzugsanzeige versehen mit dem Hinweis, das man sich bei Rückfragen gerne per Kontaktformular melden dürfe. Zudem noch einen schönen Tag und freundliche Grüße.

Bei so viel Empathie wächst die Begeisterung des Kaufmanns ins schier Unermessliche und es entfährt ihm ein etwas deftigerer Kraftausdruck, welcher verständlicherweise hier nicht wiedergegeben werden soll.

Am dritten Tag löst dann Großhändler Nr. 1 seine Versprechen dann endgültig ein. Die dringend benötigte Ware für die liebe Kundin ist allerdings bei beiden Händler nicht aufzutreiben.

Trost findet der Kaufmann bei Wilhelm Busch, der wusste: „Wer Sorgen hat, hat auch Likör!“. Und bei der Heimfahrt mit dem Rad widerfährt ihm zudem Schönes: Zwei hornblasende Männer verzaubern die Anwesenden und Vorbeikommenden auf einem Waldparkplatz mit ihrem kraftvollen Spiel. „Mit Musik geht alles besser“ – auch diese Binsenweisheit hat eine ganze Weile Bestand, nämlich genauso lange bis ein wohl mit höchstwirksamen Nervengift bewaffnetes Insekt seinen Stachel in den Oberschenkel des über die Felder heimwärts reitenden Kaufmann rammt und dadurch einen deutlichen Stimmungsabfall provoziert.

Aber letztendlich ist die Woche des Kaufmanns gut ausgegangen und nach den lieben Kunden am heutigen Samstag macht er sich auf zur heimatlichen Scholle, um sich den vorgekeimten Kartoffeln und den vorgezogenen Tomaten zu widmen. Eine Lektüre lässt er von seiner noch bei der Arbeit weilenden Frau empfehlen. Im Titel steckt schon drin, was uns auch morgen erwartet, nämlich ein Vorsommertag (siehe Anhang: „Mühlensommer“).

Besten Dank für Ihre Ausdauer. Genießen Sie Ihr Wochenende mit Sonne, Buch und Musik.

Herzliche Grüße aus der Kaufmannsstube im Stuttgarter Westen,

Ihr Reiner Steegmüller

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Erfüllungsort und Gerichtsstand ist Stuttgart HRB 20108

Geschäftsführer: Reiner Steegmüller

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